Liebfrauenkirche

Geschichte der Pfarrei Liebfrauen in Dortmund

Foto: Christian Grieger

Die ständig wachsende Zahl der Gemeindemitglieder der Propsteigemeinde – 1859 12.000 Gläubige – begründete die Planung, eine zusätzlichen Pfarrkirche außerhalb des Walls zu bauen. Am 14.1.1866 beschloss der Kirchenvorstand der Propsteigemeinde den Bau der Liebfrauenkirche.

Oberbaurat Schmidt (Wien) legte 1874 den Entwurf des Bauplanes der Liebfrauenkirche vor. - Am 21.3. 1878 erwarb die Propsteigemeinde für 54.000 Mark ein Grundstück fast im freien Felde vor der Stadtmauer nahe dem Westentor für eine Kirche, eine Schule und ein Pfarrhaus. Auf diesem  Gelände wurde vorerst zur Beschaffung des Baumaterials eigens eine Ziegelei gebaut, die dann drei Jahre im Betrieb war. Die Urkunde der Grundsteinlegung trägt jedoch erst das Datum 11.6.1881. Ihre feierliche Form geschah am 4.9.1881. Konsekriert wurde die größte Kirche Deutschlands Unsere Liebe Frau in Dortmund schließlich am 11. Dezember 1883. - Den Grundstein hatte man dem Westportal der Propsteikirche als Symbol der Tochterschaft entnommen. An Mitgift der Muttergemeinde erhielt Liebfrauen: Kommunionbank, Orgel, Kanzel, Sakristeischrank und vier Glocken. Zwei davon läuteten zur Kirchweihe, die beiden größeren wurden nachgeliefert (Januar 1884).

Von außen ist die Kirche 65 m, von innen 57m lang; ihre Breite beträgt 29 m bzw. 27 m; die  Gewölbehöhe misst 16 m im Chor, in den Seitenschiffen 14,5 m und im Mittelschiff 20,5 m.

Als erster Seelsorger an der Filialkirche wurde Bernhard Walter bestellt. Seine Ernennung zum Kaplan geschah am 22.11.1883. Bald wurde er ihr Rektor und Pfarrverwalter. Nachdem Liebfrauen am 1.2.1890 zur selbständigen Pfarrei erhoben worden war, wurde Walter am 9.4.1892 zum ersten Pfarrer von Liebfrauen ernannt.

Die Regierung in Arnsberg erteilte im Jahre 1890 ihre Genehmigung zur Dreiteilung der Dortmunder katholischen Gemeinde. Dadurch erst erhielten Propstei, Liebfrauen und St. Josef ihre Gemeindegrenzen. Die Gemeinden zählten damals je rund 15.000 Mitglieder. Erst 1893 konnte die Liebfrauengemeinde ihr Gotteshaus mit 550 Sitzplätzen ausmalen lassen (Maler Hoffmann). 1899 gelang die Anbringung der Klangschale über der Kanzel und die Anschaffung der Großplastiken Schmerzhafte Madonna (Pieta, an der rechten Innenwand) und Tod des heiligen Josef (in der Kapelle unter dem Turm). - Nach dem Kriege (1914-18) wurde die Kapelle dem Gedächtnis der Gefallenen gewidmet.

1909 wurde die Liebfrauenkirche wieder eine Baustelle: Die Sandsteine verwitterten zusehends, so dass eine langwierige und kostspielige Außenrenovierung erforderlich war; zusätzlich erhielt der Westeingang die große Außentreppe und die Kirche eine Heizung (1910). Elektrisches Licht wurde erst 1922 installiert. Zur Unterbringung der Vikare wurde die Kaplanei gebaut und für die Familie des Küsters ein halbes zweistöckiges Haus an der Mauer zum St.-Johannes-Hospital 1902-03.

In den folgenden Jahren wuchs die Gemeinde stark an:  
im Jahr 1900 21.783 Gemeindemitglieder
im Jahr 1905 27.082 Gemeindemitglieder
im Jahr 1911 33.331  Gemeindemitglieder

Deshalb wurden Abpfarrungen notwendig. Es entstanden aus Liebfrauen St. Aposteln 1902, St. Anna 1911, Hl. Kreuz 1914 und St. Suitbertus 1920 (ohne Kirche).

Für den bevorstehenden Katholikentag in Dortmund (1927) wurde die Kirche neu ausgemalt. Der Offenburger Kirchenmaler A. Kolb wählte das Motiv „Durch Buße zur Glorie“. Die Farbe der Basis war tiefviolett, nach oben lichtete sie sich; das Gewölbe des Mittelschiffs strahlte in Weiß, das des Chors in Gold.

Während des zweiten Weltkriegs, besonders in der Bombennacht zum 5. Mai 1943, wurde die Liebfrauenkirche stark beschädigt. Das Dach und Gewölbe waren total zerstört, die beiden Seitenwände wiesen klaffende Lücken auf, Maßwerk der Fenster und die Inneneinrichtung waren bis auf wenige Ausnahmen vernichtet. Zuletzt stürzte die Giebelwand zwischen Schiff und Chor ein.

Unter Vikar Hoppe, zunächst als Pfarrverwalter und später als Pfarrer der Liebfrauengemeinde, wurde die Kirche von vielen, tatkräftigen Gemeindemitgliedern zuerst provisorisch wieder hergerichtet. Ab Ostern 1949 fanden die Sonntagsgottesdienste wieder in der, noch sehr zugigen Kirche statt. 1955 erhielten die, teils zugemauerten Fenster eine Buntverglasung. 1957 auch die Fenster im Chorraum, sie stellen die „Himmlische Liturgie“ nach cap. 4 der Geheimen Offenbarung dar.

Mit der Entfernung der Seitenaltäre entstanden 1964 an den Frontflächen der Seitenschiffe die Mosaike "Der gute Hirte" (links) und "Himmelskönigin" (rechts) , ein in Pastelltönen gemalter Kreuzweg, sowie die Kupferbeschläge an den schweren Eingangstüren (Dr. Dameris, Menden).

Das zerstörte Josefshaus wurde als Gemeindehaus nicht wieder aufgebaut. An seine Stelle traten 1954 das gleichnamige Altenheim mit Kindergarten und 1956 das Thomas-Morus-Kolleg (jetzt befinden sich hier die Gemeinderäume sowie die Verwaltung der Grabeskirche Liebfrauen) als Wohnheim für männliche und weibliche Studenten. Aus dem alten Jugendheim wurde ein Wohnhaus für acht Familien. Die Notkapelle in der ehemaligen Vikarie wurde zum Pfarrsaal umgestaltet, die weiteren Etagen zu Wohnungen für Vikar und Küster. Im Pfarrgarten wurde 1960 ein eigenes Pfarrhaus mit Pfarrbüro und Einliegerwohnung errichtet.

Dieser Text basiert auf dem Kirchenführer „Dortmund Liebfrauen“ von Friedrich Grütters sowie dem Text „Geschichte der Pfarrei Liebfrauen in Dortmund“ von Alfons Budde.


Hoher Sanierungsbedarf und eine kleiner gewordene Gemeinde hatten 2008 zu der Entscheidung geführt, die Liebfrauenkirche umzunutzen und die Gemeinde mit der Propsteigemeinde zu vereinen. Mit einem Investitionsvolumen von rund 4 Millionen Euro erfolgte der Umbau. Die Hälfte davon war für die Turm- und Außensanierung erforderlich.

Mit der Grabeskirche Liebfrauen wurde am Dienstag, 2. November 2010, dem Fest Allerseelen, in Dortmund die erste Kirche für Urnengräber im Erzbistum Paderborn eröffnet.

In einem Wettbewerb hatte das Berliner Architekturbüro von Professor Volker Staab den Zuschlag für die Umgestaltung des Innenraumes erhalten. Nach diesem Entwurf sind die Urnengräber niedrig und erinnern an Kirchenbänke, so dass der Kirchenraum in seiner Wirkung erhalten bleibt. Die in Gruppen angelegten Urnenfelder wurden jeweils nach den Namen von Heiligen benannt.

Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage der Grabeskirche-Liebfrauen.