Kirchenmusik

Der Orgelsommer 2025 fand vom 11.07. bis 22.08.2025 statt

copyright: Winkhaus-design Rückblick Orgelsommer 2025

In diesem Sommer wurde in Venedig die 300. Uraufführung eines der bekanntesten Werke von Antonio Vivaldi gefeiert: die vier Jahreszeiten. Passend hierzu hatte unsere Grafikerin Angelika Winkhaus das diesjährige Plakat mit einem Foto der Lagune und Blick auf Sant‘ Angelo gestaltet. Orgelpfeifen aus englischen Orgeln des 19. Jahrhundert ersetzten die Pfeile, an denen die Boote fest getaut sind.

Im ersten Konzert mit Ansgar Wallenhorst verknüpfte dieser die italienische Sommerleichtigkeit Venedigs mit seinen Kirchen und Palazzi mit den Werken Bachs und Messiaens, eigenen Improvisationen, sowie einer Transkriptionen einer Sonatine für Piano von Maurice Ravel.

Das Ensemble Goldmund aus Berlin unter der Leitung von Patrick Orlich, der auch fünf Versetten über die Ostersequenz Victimae Pascali laudes von Escaich spielte, führte Kantaten-Sätze von Buxtehude und Bach auf sowie eine Zusammenstellung mehrerer Reisemusiken -Renaissance, klassisch und zeitgenössische Musik, die sich durch Frankreich, Polen, Italien und die Türkei bewegten. Abschließend erklang die Motette „Der Geist hilft unserer Schwachheit auf, denn wir wissen nicht, was wir beten sollen.“

Leon Berben komponierte in gewohnter Manier Orgelwerke Bachs und seiner Zeitgenossen und Nachfolger mit Werken von Lucchesi und Puccini. Das Choral-Vorspiel „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ von Johann Sebastian Bach zog sich wie ein roter Faden durch das Programm. Außerdem eine erst 2008 verlegte Choral Fantasie „wo Gott, der Herr nicht bei uns hält“. In gewohnter Weise reizte Berben Klangspektrum und Darstellungsmöglichkeiten der Propstei-Orgel aus bis hin zu vollgriffigem Glockenspiel.

Hyo-Jong Kim, die schon 2017 einmal zu Gast war, begeisterte das Publikum durch ihr pianistisch und organistisch anspruchsvolles Programm. So spielte sie eingangs ein Arrangement von Rachmaninows Prelude in Cis Moll durch den Pariser Organisten Louis Vierne. Es folgte ein zeitgenössisches Stück von Sofia Gubaidulina, „hell und dunkel“, worin der Titel schon eine Hörhilfe darstellte. Im zweiten Teil ihres Konzerts war „Vater Unser im Himmelreich“, als einer der evangelischen Choräle schlechthin, der rote Faden. Hierzu erklangen Werke von Johann Sebastian Bach, Georg Böhm und die große Sonate von Felix Mendelssohn Bartholdy.

Die hessische Organistin Eva Maria Mombrei legte den Fokus auf die Spannung zwischen vorklassischen und hochromantischen Klängen. So war Sweelincks Tränen Tanz auf der einen Seite, klassische Vesper-Zwischenspiele von Elgar in der Mitte und Zeitgenössisches des Finnen Kankainen neben der mächtigen vierten Sonate von Joseph Rheinberger zu hören.

Emanuela Ducornez, eine Sopranistin aus dem Norden Frankreichs, begeisterte das Publikum mit einem Abend für Sopran und Orgel, worin Kunstlieder aus Italien, Deutschland und Frankreich, England und Ungarn zu den Themenfeldern Abendstimmung, Abendstern, Träume und Liebe erklangen. Dazwischen spielte Simon Daubhäußer die Orgelsonate von William Faulkes. Als polnisch gebürtige Deutsche, die nach Frankreich immigrierte, sind Emanuela Ducornez französische Kunstlieder ein Anliegen in diesem Programm gewesen; welches mit Felix Mendelssohn Konzertarie Infelice abschloss.

Das Gesualdo Ensemble hatte es sich zur Aufgabe gemacht, eine musikalische Kirchenführung mit ihrem gesungenen A-Cappella Chorprogramm abzubilden. So begannen sie hinten unter der Orgel beim Haupteingang und wanderten entlang verschiedener Positionen und besonderer Ausstellungsstücke durch die Kirche und sangen an den entsprechenden Orten thematisch passende Chorwerke: Weihwasserbecken, die Marienfigur der rechten Säule, Thomas von Aquin und Dominikus an den Pfeilern, der Beichtstuhl, die Muttergottes-Figur im linken Seitenschiff, der Hochaltar, die Sakramentskapelle, der Ambo, die Strahlen-Madonna und die zeitgenössischen Fenster mit sowohl dem Pfingstwunder als auch der neuen Stadt Jerusalem im Gegensatz zu den großen Stadtkatastrophen: dem Stadtbrand Dortmunds 1232 und die Zerstörung nach dem Naziregime im zweiten Weltkrieg. Das Spektrum reichte von dem Namensgeber des Ensembles Don Carlos Gesualdo da Venosa über Josquin Després und Palestrina und Purcell hin zu zeitgenössischen Kompositionen von Buchenberg, Bieri und Wallrath. Das etwas längere letzte Konzert war der krönende Abschluss des elften Orgelsommers, welches auch das bestbesuchteste Konzert in diesem Jahr gewesen war; mit ungefähr 150 Besucherinnen und Besuchern.

Im nächsten Jahr beginnt der zwölfte Orgelsommer an der Propsteikirche in Dortmund am 17. Juli 2026 um 19:30 Uhr zusammen mit dem Sinfonieorchester der TU Dortmund unter der Leitung von Julian Pontus Schirmer mit einer Orgelsinfonie von Rheinberger und weiteren Stücken für großes Orchester und Orgel.