Kirchenmusik

Orgelsommer 2022 - ein Rückblick

Orgelsommer 2022

Wie schön, und wie ungewohnt: Keine Anmeldung, kein Schlangestehen, freiwilliges Maskentragen und Sitzpositionen suchendes Publikum; der achte Orgelsommer war erfolgreich durchgestartet.

Nachdem die Propsteigemeinde auch in den beiden zurückliegenden Pandemie-Sommern die Konzertreihe mit allen nötigen Maßnahmen durchführen konnte, dankte das Publikum diese Verlässlichkeit mit regelmäßig stetem Besuch der sehr verschiedenen Konzertabende.

Den Auftakt machte traditionell Simon Daubhäußer, diesmal mit einem englisch-französischen Programm bestehend aus Werken von Henri Mulet und Herbert Howells. Klangbilder einer neobyzantinischen Kathedrale füllten ebenso mächtig den Raum wie versponnene Sarabanden einen stillen Rahmen fassten.

Sara Musumeci, die Sizilianerin, die aus England angereist kam, und Ireneusz Wyrwa, der Warschauer Orgelprofessor, hatten beide mit den widrigen Flugverbindungen in diesen Wochen zu kämpfen und waren trotz teils kurzen Vorbereitungszeiten schnell zuhause am fremden Instrument und entlockten unserer Orgel spannende, gediegene, alles in allem farbenreiche Klänge; insbesondere auch in den unbekannten Kompositionen von Bossi und Nowowieski, ihrerseits bekannte Größen in Italien und Polen.

Leon Berbens Feuerwerk der historisch informierten Registrierkunst führte am modernen Allround-Instrument der Propstei zu teils ungewohnten Klängen, die entweder so dem historischen Original nahe kamen, eine kammermusikalische Orchestrierung als Vorbild hatten oder wagemutig-virtuos darüber hinaus gingen und gängige, bequeme Konventionen sprengten, wie die Trompeten in Bachs 9/8-Präludium begleitet von Röhrenglocken.

Johannes Trümpler kontrastierte sein barock-spätromantisches Programm mit Sätzen aus Messiaens Spätwerk „Livre du Saint Sacrement“, worin exemplarische Beispiele seiner Kompositionstechniken vorkommen: geschichtete Klänge, Vogelstimmen und das Klangalphabet; alles vorab vom Vortragenden erläutert und hinführend zugänglich gemacht. Vermutlich erst die dritte Aufführung im deutschsprachigen Raum war die aus einem Brünner Archiv rekonstruierte Abschrift der Sonate von Eduard Tregler. Ein spieltechnisch höchst anspruchsvolles Werk, welches die Zuhörer in einen wahren Klangrausch versetzte.

Max Deisenroth, der - ebenso wie Prof. Wyrwa - über die Verbindung eine Mühleisen-Orgel konzipiert zu haben, eingeladen wurde, verzauberte die Anwesenden durch improvisierte Stilkopien aus Barock, Klassik und Romantik zu bekannten Kirchenliedern. Außerdem würdigte er César Francks 200. Geburtstag mit dessen Choral in a-Moll.

Mit einem „OrgelPlus“-Format ging der diesjährige Orgelsommer mit einem besonders gut besuchten Abend zu Ende. Berndt Hufnagl, 1. Posaunist der Dortmunder Philharmoniker, spielte unter der Begleitung von Simon Daubhäußer verschiedene Konzerte aus Barock, Frühklassik und Klassik sowie ein Duett für Orgel des Briten Gustav Holst. Hufnagls schmelzender Ton, weicher Ansatz, seine dynamische Bandbreite, Virtuosität sowie die meisterhafte Atemspanne ließen das Publikum besonders in den langsamen Sätzen atemlos die Zeit vergessen. Das Zusammenspiel beider Instrumente und Musiker war erfrischend und spontan, wobei sich die Orgel deutlich zügelte und der Posaune stets den Vortritt ließ. Das Publikum dankte das etwas längere Konzert mit donnerndem Applaus, gefolgt von zwei Zugaben.

Die achte Orgelsommersaison ist erfolgreich abgeschlossen: Schon gilt die Planung dem nächsten Jahr.

Freuen Sie sich auf sieben Konzert vom 23. Juni bis zum 4. August 2023.