Konzertberichte

Wiener Klassik (er)füllt die Propsteikirche

Probe zu Wiener Klasik² am 06.03.2016

Die WienerKlassik-Messen 2015 waren in der Zeit der großen Orgelsanierung entstanden, wodurch sie in der Durchführung mit verschiedenen Einschränkungen leben mussten. Dennoch fanden sie großen Anklang bei Gottesdienstbesuchern und den Sänger*innen des kleinen Adhoc-Ensembles.

Wiener Klassik² ist das Folgemodell für 2016: An fünf Sonntagen außerhalb der großen kirchlichen Feste erklingt im Rahmen der 12-Uhr-Messe eine Messvertonung der Wiener Klassik, in der jeweils vorgesehenen Orchesterbesetzung, mit einem größeren Projektchor und mit Solisten. Die Choreinstudierung liegt in der Hand von Simon Daubhäußer, für die ‚Fertigstellung‘ und Aufführung hat er einen Gastdirigenten verpflichtet: Fabio Mancini. Zur ‚Fertigstellung‘ gehört eine Chorprobe mit Klavierbegleitung, sie dient der Verständigung über die musikalischen Vorgaben des Dirigenten. Die zweite Probe findet schon im Chorraum statt – sie fügt Chor, Orchester und Solisten zusammen (Foto) und mündet in die Generalprobe.

Am Sonntag, 6. März erklang die Missa solemnis brevis des süddeutschen Komponisten  Johann Ernst Eberlin (1702-1762), dessen Musik auf der Schwelle von Barock zur Klassik steht. Sänger und Orchester hatten ihren Platz im Chorraum und musizierten dort unter der Leitung des jungen Dirigenten, während Simon Daubhäußer auf der Empore den Kantorendienst versah und die Gemeindegesänge begleitete.  Die Kirche war überaus gut gefüllt in dieser Sonntagsmesse. Die hallreiche Akustik ließ ein Textverständnis nur im vorderen Bereich des Kirchenschiffs zu, doch erfordern die gesungenen lateinischen Ordinariumsteile nicht unbedingt das Textverständnis. Der Gesamtklang mit Streichern, Pauken und Trompeten, vom italienischen Dirigenten lebhaft und präzise ‚gesteuert‘,  war eine Freude. Und die Musikanten zugleich sehen zu dürfen (bei Gottesdienstmusik ja eine oft beklagte Seltenheit) wurde als Bereicherung erlebt.

Mit zwei großen Messen von Mozart setzte sich die Reihe fort. Am 29. Mai war es die Trinitatis-Messe KV 167, deren Partitur ein großes Orchester und einen Chor, jedoch keine Solisten erfordert. Das Leitungstandem (Simon Daubhäußer und Fabio Mancini) folgte konsequent seinem Besetzungskonzept der Orchestermessen 2016 und ließ in dieser Messe größere Abschnitte vom Solistenensemble gestalten, zur Wahrung der Farbigkeit der Solemnis-Kompositionen dieser Reihe.

Die Dominicus-Messe KV 66 erklang am 19. Juni, die dritte in der Reihe. Nur drei Wochen lagen zwischen den beiden Mozart-Messen, pausenlos hatte sich die Probenarbeit der Mitwirkenden fortgesetzt - die Gottesdienstbesucher mögen die vorangegangene Missa solemnis noch ‚im Ohr‘ gehabt haben. Im Chor begegneten sich zum zweiten Mal Sänger*innen des Dortmunder Opernchors und das Adhoc-Ensemble. In der Generalprobe kamen die Vokalsolisten (Bonn, Aachen und Dortmund) und die Instrumentalisten der benachbarten philharmonischen Orchester hinzu.  Das musikalische Geschehen im Gottesdienst visuell erleben zu können ist in der hallreichen Akustik der Propstei eine nützliche Komponente.

Einen abschließenden Rückblick nach der letzten Aufführung über die Reihe Wiener Klassik² finden Sie hier.

Alle Termine im Überblick finden Sie hier.