Konzertberichte

Orgelsommer 2016

"Schwelle die Segel, günstiger Wind!"

Mit voller Fahrt in den Orgelsommer 2016 in der Propsteikirche! Jedes unserer Konzerte ging an einer musikalisch-thematischen Insel vor Anker: bei einem Komponisten oder in einer bestimmten Region. Im Auftaktkonzert waren es die "Nordlichter". Es folgten Organistenportraits von Reger, Händel und Widor - im Kielwasser zeitgenössische Werke von Dominik Susteck; der Komponist spielte selbst.

Im Orgelsommer angekommen!

„Nordlichter“  präsentierte DKM Johannes Krutmann aus Hamm zum Start des Orgelsommers in der Propstei. Ein Programm mit ‚Orgelmusik aus Skandinavien‘ führte durch Schweden, Norwegen, Finnland und Dänemark, zu Komponisten die hierzulande unbekannt sind (wie Lindberg, gest. 1955 und Kokkonen, gest. 1996 ). Es erklangen Werke der späten Romantik (Otto Malling gest. 1915) bis hin zu den Zeitgenossen (Slogedal, gest. 2014), sie fügten sich zu einem gefälligen Hörerlebnis mit skandinavisch-melancholischem Charakter. Die Eröffnung machte ein Marcia elegiaca,  ihm folgte ein alter Hirtenpsalm aus Dalarna sowie Variationen über eine norwegische Volksweise – eine Auswahl, mit der der Organist die schönen Stimmen der reorganisierten Propstei-Orgel meisterlich ins rechte ‚Nordlicht‘ rückte. Dem ‚Lux aeterna‘ schloss sich der Zyklus „Paulus“ an: sechs Stimmungsbilder für die Orgel op.78. Die Lesung entsprechender Paulus-Bibelstellen wurde dem jeweiligen musikalischen Satz vorangestellt, sehr hilfreich für das Verständnis des musikalischen  Geschehens. Das zahlreiche interessierte Publikum dankte mit ausdauerndem Applaus und wurde mit einer Choralbearbeitung von J.S.Bach in die Nacht entlassen. Mit einem rundum stimmigen Orgelkonzert hat Johannes Krutmann den Orgelsommer in der Propstei eröffnet.                                                (Linde Geisen)

 

Inspirations – 2. Orgelkonzert  

Inspired by Bach – so nannte Christian Vorbeck sein Programm, das im Rahmen des Orgelsommers in der Propstei am 22. Juli erklang. Originalkompositionen von J.S.Bach begegneten Werken von Max Reger, hervorragend verbunden durch Improvisationen von Chr. Vorbeck. Den Anfang machten Präludium und Fuge BWV 552: ein großes Werk, das Freunden der Orgelklänge vertraut ist, ein Bach wie man ihn kennt und erwartet. Mit der Fuga a tre soggetti, dem letzten Teil der Kunst der Fuge, erklang ein weniger gefälliger Bach, der aufmerksames Zuhören einfordert – aus dem schließlich das abrupte Ende dieser unvollendeten Komposition jäh herausreißt. Ebenso jäh war der Sprung in unsere Zeit mit den Drei Miniaturen von Chr. Vorbeck, etwas fremd zunächst, anspruchsvoll und bizarr und doch gut zusammengewoben durch das Sujet „BACH“.  Es folgten zwei Kompositionen von Max Reger, dessen 100. Todestag zu diesem Programm angeregt hat: Die Melodia op. 59, 11 schuf einen versöhnlichen, elegischen Moment der Ruhe - vor dem Sturm der großen Phantasie und Fuge über den Namen B-A-C-H op. 46. Die reorganisierte Orgel der Propstei strahlte in all ihren Farben, ertönte in ihrer ganzen Fülle, wahrhaft Regerscher Sturm brauste durch Orgelsommer.                               (Linde Geisen)

 

Händel - 3. Orgelkonzert

Man kann Händel so "oder so" spielen. Ausgesuchte konzertante Orgelwerke des Komponisten waren Thema des 3. Orgelsommerkonzertes am  29.07.2016 um 21.00 Uhr in der Propsteikirche Dortmund. 

Simon Daubhäußer, hat "oder so" gespielt. Ehrlich: Händel kann vor lauter Barock auch langweilig auf der Orgel klingen, insbesondere dann, wenn bei der Registrierung Zimbel an Mixtur, Spitzflöte an Cornet aneinandergereiht werden. Die Zuhörer bei diesem Konzert wurden durch den Dekanatsmusiker eines Besseren belehrt. Der Interpret versprach zu Beginn romantisches Beiwerk bei der klanglichen Gestaltung und in der Registrierung der Orgel. Diese Beimischung gelang vorzüglich auf dem Instrument, welches wie ein maßgeschneiderter Anzug sowohl dem Interpreten als auch den Kompositionen auf den Leib zugeschnitten schien. Durch gekonnte und fantasievolle Registrierung wurden Klangvariationen real, die den Zuhörer in Erstaunen versetzten.

So macht Händel Spaß, Daubhäußer übrigens auch........

Die Zuhörer dankten es mit einem grandiosen Beifall.                                  (Martin Langenkämper)

 

Zeitgenössisches - 4. Orgelkonzert

Ausschließlich zeitgenössische Musik wehte durch den Orgelsommer im vierten Konzert. Dominik Susteck führte in die zweite Hälfte der Orgelkonzertreihe mit Werken von Zacher („Vokalise“/1971), Kagel („Rrrrrrr“/1980-81) und Yamaguchi („Hirtenmusik“/2012), umrahmt von Teilen einer eigenen Komposition, den „Zeitfiguren“, einer 2015 uraufgeführten Auftragsarbeit des Erzbistums Paderborn. Es war ein Programm für kundige Hörer, die sich nicht nur an gewohnten und bekannten Klängen erfreuen können, sondern sich aufmerksam und offen auch zeitgenössischen Entwicklungen zuwenden. Moderat moderne Klänge entfalteten sich im Kirchenraum und trafen mit alter Architektur und Kunst aufeinander. Ebenso treffen in den hier dargebotenen zeitgenössischen Kompositionen alt und neu aufeinander: auf der Suche nach neuen Möglichkeiten in Verbindung mit alten Formen. Erläuterungen im Programmblatt halfen bei der Orientierung durch die ungewohnten Klänge, machten sie verständlich und nachvollziehbar. Das Publikum unterhielt sich anschließend angeregt über das erlebte Programm, der Interpret und Komponist Dominik Susteck, Organist an der Kunst-Station St. Peter in Köln, stellte sich dem Austausch. „Hier und Jetzt – zeitgenössische Orgelmusik“  war eine Bereicherung im diesjährigen Orgelsommer!                                                           (Linde Geisen)

 

Cathédrales - 5.Orgelkonzert

Auf einen Abend mit Wolfgang Hohmann, dem Amtsvorgänger von Simon Daubhäußer in der Propstei, mögen viele Besucher gewartet haben, sein Ausscheiden aus dem Dienst in der Propstei liegt erst gute fünf Jahre zurück. Ihn als Konzertorganist auf ‚seiner‘ ehemaligen  Orgel zu hören, wurde interessiert wahrgenommen – und auch für W. Hohmann war es sicher eine Freude, wieder in seiner alten Wirkungsstätte, auf dem inzwischen reorganisierten Instrument zu musizieren. Ein Programm mit romantischem Schwerpunkt hatte er zusammengestellt – anders als angekündigt nicht ‚Widor in der Nachfolge Bachs‘, sondern von Bruhns bis Dupré: „Kathedralklänge“. Mit triumphaler Stattlichkeit eröffnete ein Präludium von Bruhns den Abend, gefolgt von einem Bachschen Choralvorspiel, das in seiner Gestaltung schon ein wenig romantisch anmutete, sowie einem Choralvorspiel von J.L. Krebs. An die große Passacaglia und Fuge BWV582 schlossen sich Präludium und Fuge op. 37 von F. Mendelssohn-Bartholdy an, gleichsam als Übergang zum  titelgebenden Werk des Abends von Louis Vierne: „Cathédrales“. In diesem  wie im „Allegro deciso“ (aus Evocation op. 37) von Marcel Dupré baute W. Hohmann die Stimmen und Farben der Propsteiorgel zu einem großen romantischen Klang auf, wie er einer Kathedrale gebührt. Viele Besucher nahmen im Chorraum Platz, der in der Propstei die besten akustischen Bedingungen für große romantische Orgelklänge hat. Mit stürmischem Applaus dankte das Publikum.                                                    (Linde Geisen)

 

Wagner-Transkriptionen - 6. Konzert

Es begann mit dem „Einzug der Gäste auf die Wartburg“ und endete mit der „Festmusik“:  Musik von Richard Wagner (aus Tannhäuser, Lohengrin, Parsifal, Rienzi. Meistersinger) stand auf dem Programm zum Abschluss des Orgelsommers 2016 in der Propstei.  Transkriptionen für Orgel von Sigfrid Karg-Elert hatte Simon Daubhäußer ausgewählt, die im Herbst 2015 im Projekt „Wagner – Orgel – Tanz“ schon einmal in der Propstei zur Aufführung kamen. Das orchestrale Format der reorganisierten Orgel zeigte sich ein weiteres Mal großen Orchesterwerken gewachsen. Raumklang und Registrierung zur optimalen Werkwiedergabe einzusetzen gehört zu Simon Daubhäußers Anliegen und Qualitäten – hier gelang es ihm wieder einmal, Musik in ihrem eigentlichen Wesen erlebbar zu machen als „wortlose Sprache“.  Die Zuhörer waren seinem Rat gefolgt, im vorderen Bereich des Kirchenschiffs und Chorraum Platz zu nehmen. Sie waren gefesselt von den Klängen, dem Farbenreichtum, von der Tiefe und Dichte dieser Interpretation – der Applaus löste sich spät aus der zuhörenden Versenkung, forderte dann zwei Zugaben heraus (Wagner-Transkriptionen von Horn und Lemare).

Ein großer Abend zum Abschluss des Orgelsommers, ein Highlight am Ende einer gelungenen Konzertreihe!                  (Linde Geisen)                                             

 

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